Historisches Bahnbetriebswerk in Arnstadt

In Arnstadt, der ältesten Stadt Thüringens, befindet sich seit vielen Jahren ein Eisenbahnmuseum Arnstadt im ehemaligen Bahnbetriebswerk Arnstadt. Dieses beschäftigt sich mit der Erhaltung einer Sammlung von Lokomotiven, welche über viele Jahre lang das Bild der Eisenbahnen in Thüringen prägte. Ebenso soll das Bahnbetriebswerk Arnstadt als funktionsfähiges Dampflok-Bahnbetriebswerk erhalten werden.

Das Bahnbetriebswerk Arnstadt ist heute ein Eisenbahnmuseum in Arnstadt in Thüringen.

Seit 1992 beheimatet das Bahnbetriebswerk (Bw) Arnstadt Dampflokomotiven der ehemaligen Reichsbahndirektion Erfurt. Es befindet sich an den über den Thüringer Wald führenden Bahnstrecken Erfurt–Schweinfurt (Kursbuchstrecke 570), Erfurt–Arnstadt–Saalfeld (Kursbuchstrecke 563) sowie Plaue–Ilmenau (–Themar) (Kursbuchstrecke 566). Engagierten Eisenbahnern gelang es 1994, den dauerhaften Bestand der Anlage des Bahnbetriebswerkes Arnstadt mit Gründung eines Fördervereines zu sichern und ihn in das Eisenbahnmuseum Bahnbetriebswerk Arnstadt/hist. umzuwandeln.

Das heutige Eisenbahnmuseum ist aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk Arnstadt hervorgegangen. Der Grundstein dafür wurde bereits 1992 gesetzt, in dem die damalige Deutsche Reichsbahn alle Thüringer Museums-Dampflokomotiven im Bw Arnstadt zusammenzog (01 531, 38 1182, 44 1093, 50 3688, 74 231, 89 6311, 91 6580, 94 1292 und 95 027). Im Jahre 1994 verlor das Bahnbetriebswerk seine Eigenständigkeit und zwei Jahre später wurde diese Dienststelle gänzlich offen gelassen. Ab 1996 waren nur noch die Museumslokomotiven im Bahnbetriebswerk Arnstadt stationiert, welche inzwischen dem DB Museum Nürnberg zugeteilt worden sind. Mit der Abstellung der 01 531 und 44 1093, im Jahr 2000, sowie der Abgabe der 94 1292, im Jahr 2001, gab es keine betriebsfähige Museumslok mehr im Bw Arnstadt.

Geschichte Bahnbetriebswerk

Ab 1867 begann der Zugverkehr auf der Strecke Erfurt–Arnstadt. Ein Jahr später wurde das Bahnbetriebswerk Arnstadt in Betrieb genommen. Auf dem Gelände entstand eine zweiständige Remise und einfachste Lokbehandlungsanlagen. Der Zugbetrieb auf dem Streckenabschnitt Arnstadt–Plaue folgte 1879 und 1884 der Abschnitt PlaueOberhofSuhl. Der Zugbetrieb auf der Strecke Arnstadt–Saalfeld kam 1894/95 dazu.

Das heutige Bahnbetriebswerk (Lokschuppen mit den Gleisen 1–5) wurde 1898 in Betrieb genommen. Durch die Zunahme des Eisenbahnverkehrs wurden die Anlagen des Bw ständig erweitert, so dass heute ein Lokschuppen mit 22 Ständen zur Verfügung steht. Zur Versorgung mit kalkarmen Kesselspeisewasser wurde 1935/36 ein bahneigenes Wasserwerk in Liebenstein gebaut.

Von 1955 bis 1973 waren Dampflokomotiven mit Kohlenstaubfeuerung im Bw Arnstadt stationiert. Deshalb wurde 1961 eine spezielle Mahl- und Bunkeranlage für Kohlenstaub in Betrieb genommen. 1978 wurde die Strecke zwischen Neudietendorf und Erfurt elektrifiziert. Das Koks- und Schrottlager wird 1985 als Schweißwerkstatt und Handlager umgebaut. Nach der Umwandlung in ein Eisenbahnmuseum wird das Lager 1994/95 renoviert.

Chronologische Dokumentation des Bw Arnstadt/hist. mit freundlicher Genehmigung durch Büro für Industriearchäologie, Dipl.-Ing. Rolf Höhmann, Darmstadt aus „Denkmalpflegerische Dokumentation Bahnbetriebswerk Arnstadt/hist.“

1895 Errichtung eines sechsständigen ringförmigen Lokomotivschuppen [8] mit einer Drehscheibe mit 16 m Durchmesser und Bekohlungsanlage
1897 Anbau einer Betriebswerkstatt [1] mit Büro für Vorsteher und Lokleitung an den ringförmigen Lokomotivschuppen
1900 Errichtung eines Übernachtungs- und Aufenthaltsgebäudes [3]
1902 Aufstellen des ehemaligen Schmalspur-Lokomotivschuppens aus Heldburg als Materiallager [12].
1903 Erweiterung des Lokomotivschuppens [8] um die Stände 7 und 8.
1906 Erweiterung des Lokomotivschuppens um die Stände 9 bis 14.
1909 Bau einer Öltankanlage [2] zwischen Werkstatt und Übernachtungsgebäude.
1910 Anbau einer Kompressorstation bei Stand 13 im Lokomotivschuppen [8].
1914 Erweiterung des Lokomotivschuppens [8] um die Stände 15 bis 22. Einbau einer 20 m Drehscheibe [7]. Anbau des westlichen Hallenteils an die Betriebswerkstatt [1]. Der Materialschuppen, ehemals Lokomotivschuppen aus Heldburg, wird nochmals umgesetzt und als Reiserwellenschuppen [12] verwendet. Bau eines Gebäudes für Sandaufbereitung [10]

 

Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRB)

1922 Instandsetzung des Lokomotivschuppentor. Anbau eines Waschraumes für Handwerker an der nördlichen Giebelseite vom Lokschuppen [8].
Bis 1924 Anbau eines Eisen- und Schraubenlagers an das Öltanklager [2].
1925 Verlängerung der Stände 18 bis 22 am Lokschuppen [8] um 2m. Umsetzung des Lokschuppens vom Bahnhof Heldrungen nach Arnstadt mit Verlängerung um 2m und Verwendung als Wagenreparaturhalle [6], Errichtung eines Abortgebäudes [4].
1936 Einbau einer neuen Drehscheibe [7] mit 23 m Brückenlänge.
1937 Anbau des Ostflügels an das Übernachtungs- und Aufenthaltsgebäude [3]. Anbau eines Büroraumes mit Lager an den Reiserwellenschuppen [12], nun als Kohlenschuppen bezeichnet.
1938 Erneuerung des Entlüfters auf Stand 1 bis 5 am Lokschuppen [8], Einbau einer Untersuchungsgrube in der Wagenausbesserung [6].
1939 Einbau einer Achssenkgrube bei Stand 21 und 22 im Lokschuppen [8].
1943 An- und Einbau einer Junghelferwerkstatt bei Stand 1 am Lokschuppen [8].
1944 Errichtung einer Lagergießerei [5]

 

Deutsche Reichsbahn (DR)

Bis 1947 Umbau des Eisen- und Schraubenlagers [2] zur Toilette, das Toilettengebäude [4] wird Fahrrad- und Lagerschuppen. Verlegung der Lokleitung zur Sandaufbereitung [10]
1950 Aufbau eines Raumes für die Lokleitung auf der Wagenausbesserung [6], alte Lokleitung in Sandaufbereitung wird Aufenthaltsraum [10]
1957 Verlängerung der Stände 8 bis 11 am Lokomotivschuppen [8], Bau eines Aufenthaltsraumes für die Schweißer [9], der Kohlenschuppen [12] wird Tischlerei
1958 Errichtung einer Kohlenstaubbunkeranlage [16] mit Kompressorenhaus [15]
Bis 1962 Erweiterung des Ostflügels des Übernachtungs- und Aufenthaltsgebäudes [3], Aufstellen eines Fachwerkschuppens als Lager [11]
1964 Anbau eines Lagerraumes für Stoffe zur Speisewasseraufbereitung an der Südseite des Lagers [11]
1966 Installation einer Diesellokomotivtankstelle [13] bestehend aus Kesselwagenentladestelle, Pumpenhaus und Zapfsäule
1967 Bau einer neuen Besandungsanlage [17]
1972 Abtrennung der Lokstände 7 bis 13 im Lokschuppen [8] für die Diesellokomotivunterhaltung
1976 Erneuerung der Außenwand an den Ständen 18 bis 22 am Lokschuppen [8]
1977 Rückbau der Kohlenstaubbunkeranlage [16], Entfernen der Staubbehälter
1985 Umbau des Koks- und Schrottlagers als Schweißerwerkstatt und Handlager [5]

 

Deutsche Bahn AG (DB)

1994/95 Renovierung des Lagers [11]

Für die Instandhaltung der Triebfahrzeuge stehen verschiedene Anlagen zur Verfügung: Eine Vierspindelachssenke dient dem Tausch von Radsätzen der Lokomotiven. Diverse Kräne stehen für den Austausch von Baugruppen der Triebfahrzeuge, aber auch für die Bekohlung der Dampflokomotiven, bereit. Die Zufahrt zum Lokschuppen erfolgt über eine Drehscheibe mit 23 m Durchmesser. Der Antrieb der Drehscheibe kann wahlweise mit Elektrizität, Druckluft oder über eine Handkurbel erfolgen. Zusätzlich ist die Drehscheibe mit einer Spillanlage ausgerüstet, die es bei Schauvorführungen ermöglicht, Lokomotiven ohne Schleppfahrzeug zu bewegen.

Das Bahnbetriebswerk besitzt drei Gleise mit direktem Gleisanschluss an den Bahnhof Arnstadt Hbf. Davon ist ein Gleis als Dampflokbehandlungsgleis vorgesehen. Ein Besandungsturm, ein Wasserkran, ein Schrägaufzug für Schlacke, zwei verschiedene Kohlekräne und andere Geräte dienen der Wartung und Pflege der Dampflokomotiven.

1984 wurde der Abschnitt Neudietendorf–Arnstadt elektrifiziert, weil für die Städteexpresszüge von Meiningen nach Berlin im Erfurter Hauptbahnhof für den Lokwechsel, das Beistellen von zusätzlichen Reisezugwagen sowie die nächtliche Wagenbehandlung keine ausreichenden Kapazitäten vorhanden waren. Nach der Wende wurde diese Verbindung eingestellt, die elektrifizierte Strecke verlor damit ihre Bedeutung, ebenso entfiel damit diese Aufgabe für das Bw Arnstadt. 1996 wurde die Fahrleitung zwischen Neudietendorf und Arnstadt außer Betrieb genommen und später wieder rückgebaut.

Kohlenstaubzeitalter

Die Zeit der kohlenstaubgefeuerten Dampfloks im Bw Arnstadt

Nach dem 2. Weltkrieg hatte die neugegründete DDR nur noch überwiegende Braunkohlevorkommen. Diese Kohle war aber für den Lokbetrieb nicht gerade die beste Kohle. Es mußte die 2-fache Menge Brennstoff aufgewendet werden, wie zuvor mit Steinkohle. Daher war man bei der DR bestrebt, Alternativen zu entwickeln. Dazu hat sich der Dipl.-Ing. Hans Wendler bei der Weiterentwicklung der bisherigen Kohlenstaubfeuerung verdient gemacht. Er entwickelte, basierend auf den alten Staublokomotiven von AEG und Stug, eine verbesserte Kohlenstaubfeuerung, welche mit pneumatischer Staubaustragung arbeitet. Dies stellte eine Erleichterung für das Personal dar und die Lokomotiven erreichten wieder ihre optimale Leistung auf den steigungsreichen Strecken des Thüringer Waldes.

Am 23. April 1955 erhielt das Bw Arnstadt seine erste Kohlenstaublok, die 44 506. Weitere Loks mit Kohlenstaubfeuerung sollten folgen. So auch die 25 1001. Weitere Versuchsloks, wie 25 1002 und 65 1004, folgten. Um die Versorgung der Kohlenstaubloks zu gewährleisten, wurde eine imposante Kohlenstaub- Bunkeranlage im Bw Arnstadt errichtet. Über den gesamten Zeitraum von 1955 bis 1974 waren alle DR 44-Kst-Loks beim Bw Arnstadt beheimatet, sowie zwei 58 Kst-Loks und die Versuchsfahrzeuge 25 1001, 25 1002 und 65 1004. Die Arnstädter 44 612 führte, anläßlich der bevorstehenden Abstellung der Kohlenstaubloks des Bw Arnstadt, eine DMV Sonderfahrt am 15. September 1974 durch. Am 11. Dezember oblag es der 44 612, den letzten Zug mit einer Kohlenstaublok vom Bw Arnstadt zu befördern. Leider blieb keine Kohlenstaublok der Reihe 44 und 58 erhalten. Lediglich eine Lok der Baureihe 52 aus dem Bw Senftenberg, die 52 9900-3 (52 4900) überlebte. Diese steht heute im DB Museum Halle/S.

 

Die Kohlenstaubbunkeranlage

In den Anfängen des Einsatzes von Kohlenstaubloks im Bw Arnstadt wurden die Loks aus Behälterwagen direkt mit Kohlenstaub versorgt. Aber mit zunehmender Anzahl an Staubloks wurde entschieden, eine Bunkeranlage zu errichten. Da in der Umgebung kein Lieferant für Kohlenstaub vorhanden war, wie in Halle oder Senftenberg, musste eine Bunkeranlage mit ausreichend Lagervolumen errichtet werden. In Hochzeiten wurde bis zu 20 Loks mit Kohlestaub-Brennstoff versorgt.

Im Jahre 1955 begann die Errichtung einer großen Bunkeranlage im Gleis 40 des Bw Arnstadt. Dabei wurde ein großes Stahlgerüst gebaut, wo die Lokomotiven darunter durchfahren konnten und darüber die 8 Behälter für den Kohlenstaub Platz fanden. Jeder Behälter konnte 32 Tonnen Kohlenstaub aufnehmen. Dazu wurde zur Seite zum Kohlebansen eine Mauer errichtet, um eventuellen Funkenflug in die Staubanlage, von den kohlegefeuerten Maschinen, zu unterbinden. 1961 wurde die Bunkeranlage fertiggestellt. Weiterhin wurde ein Kompressorhaus errichtet, in dem zwei große Luftverdichter ausreichend Luft für die Bunkeranlage erzeugten. Diese Luft war notwendig, da der Staubtransport ausschließlich mit Luft erfolgte. Nach Arnstadt wurde der Kohlenstaub mit den typischen Transportwagen. Auf dem Ablaufberg hinter dem Kompressorhaus wurde ein separates Gleis gelegt, um die Kohlenstaubwagen zum Entleeren abstellen zu können. Später wurde dieses Gleis zum Ablassen von Kesselwagen genutzt.
Die letzte Lok die in Arnstadt mit Kohlenstaub versorgt wurde, war die 44 9232. Nachdem die letzten Kohlenstaubloks abgestellt waren, war auch die Bunkeranlage überflüssig geworden und wurde zurückgebaut. Die demontierten Behälter dienten anderen Bahnbetriebswerke in der Rbd Erfurt, wie zum Beispiel dem Bw Erfurt, Bw Meiningen, Bw Gotha, Bw Eisenach, Bw Weißenfels als Sandbunker. Nachdem die Dampfloks nach Arnstadt zurückgekehrt sind, wurden viele Ideen entwickelt, die Reste der Bunkeranlage, welche mittlerweile unter Denkmalschutz stand, zu nutzen. Über Wiederaufbau bis hin zur Nutzung als Aussichtsplattform scheiterten alle Ideen an der Finanzierung. Mit der Zeit zeigte das Bauwerk Ermüdungserscheinung und es herrschte z.T. Einsturzgefahr, so dass das Gleis für den Betrieb gesperrt werden musste. Gemeinsam mit dem Denkmalamt entschloss man sich, den Denkmalstatus aufzuheben und die Reste endgültig abzureisen. Dies wurde im Frühjahr 2008 durchgeführt. Jetzt erinnert nur noch das alte Kompressorhaus an die imposante Kohlenstaubbunkeranlage.

 

 

 

Eisenbahnausstellung Arnstadt

In Arnstadt befindet sich seit vielen Jahren eine Eisenbahnausstellung im ehemaligen Bahnbetriebswerk. Diese beschäftigt sich mit der Erhaltung einer Sammlung von Lokomotiven und anderen Fahrzeugen, welche über etliche Jahre lang das Bild der Eisenbahnen in Thüringen prägte. Ebenso soll das Bahnbetriebswerk Arnstadt als funktionsfähiges Bahnbetriebswerk im Stile des letzten Betriebszustandes bei der DR erhalten werden.

 

Die heutige Eisenbahnausstellung ist aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk Arnstadt hervorgegangen. Der Grundstein dafür wurde bereits 1992 gesetzt, in dem die damalige Deutsche Reichsbahn alle Thüringer Museums-Dampflokomotiven im Bw Arnstadt zusammenzog (01 531, 38 1182, 44 1093, 50 3688, 74 231, 89 6311, 91 6580, 94 1292 und 95 027). Im Jahre 1994 verlor das Bahnbetriebswerk seine Eigenständigkeit und zwei Jahre später wurde diese Dienststelle von der DB gänzlich offen gelassen. Ab 1996 waren nur noch die Museumslokomotiven im Bahnbetriebswerk Arnstadt stationiert, welche inzwischen dem DB Museum Nürnberg zugeteilt worden sind. Mit der Abstellung der 01 531 und 44 1093, im Jahr 2000, sowie der Abgabe der 94 1292 im Jahr 2001, gab es keine betriebsfähige Museumslok mehr im Bw Arnstadt.

Seit der Abstellung der letzten beiden Dampfloks wurde es klar, dass es nur eine eigenständige Zukunft als Ausstellung geben kann, welche sich in hauptsächlich mit der Ausstellung und Präsentation der Museumsloks, dem Aussengelände, sowie dem Erhalt des Bahnbetriebswerk Arnstadts befasst. Aber der Plan, mal wieder die eine oder andere Maschine betriebsfähig vorzeigen zu können, wurde glücklicherweise nicht aufgegeben!

In den letzten Jahren sind zu den Dampflokveteranen Fahrzeuge der jüngeren Eisenbahngeschichte hinzugekommen.
Diesel- und Eloks sind jetzt neben der Dampflokzeit im Bw zu bestaunen.
Und der Plan ging auf!

Zu unseren Exponaten zählt sogar eine betriebsfähige Großdiesellok.