Kohlenstaubzeitalter
Die Zeit der kohlenstaubgefeuerten Dampfloks im Bw Arnstadt
Nach dem 2. Weltkrieg hatte die neugegründete DDR nur noch überwiegende Braunkohlevorkommen. Diese Kohle war aber für den Lokbetrieb nicht gerade die beste Kohle. Es mußte die 2-fache Menge Brennstoff aufgewendet werden, wie zuvor mit Steinkohle. Daher war man bei der DR bestrebt, Alternativen zu entwickeln. Dazu hat sich der Dipl.-Ing. Hans Wendler bei der Weiterentwicklung der bisherigen Kohlenstaubfeuerung verdient gemacht. Er entwickelte, basierend auf den alten Staublokomotiven von AEG und Stug, eine verbesserte Kohlenstaubfeuerung, welche mit pneumatischer Staubaustragung arbeitet. Dies stellte eine Erleichterung für das Personal dar und die Lokomotiven erreichten wieder ihre optimale Leistung auf den steigungsreichen Strecken des Thüringer Waldes.
Am 23. April 1955 erhielt das Bw Arnstadt seine erste Kohlenstaublok, die 44 506. Weitere Loks mit Kohlenstaubfeuerung sollten folgen. So auch die 25 1001. Weitere Versuchsloks, wie 25 1002 und 65 1004, folgten. Um die Versorgung der Kohlenstaubloks zu gewährleisten, wurde eine imposante Kohlenstaub- Bunkeranlage im Bw Arnstadt errichtet. Über den gesamten Zeitraum von 1955 bis 1974 waren alle DR 44-Kst-Loks beim Bw Arnstadt beheimatet, sowie zwei 58 Kst-Loks und die Versuchsfahrzeuge 25 1001, 25 1002 und 65 1004. Die Arnstädter 44 612 führte, anläßlich der bevorstehenden Abstellung der Kohlenstaubloks des Bw Arnstadt, eine DMV Sonderfahrt am 15. September 1974 durch. Am 11. Dezember oblag es der 44 612, den letzten Zug mit einer Kohlenstaublok vom Bw Arnstadt zu befördern. Leider blieb keine Kohlenstaublok der Reihe 44 und 58 erhalten. Lediglich eine Lok der Baureihe 52 aus dem Bw Senftenberg, die 52 9900-3 (52 4900) überlebte. Diese steht heute im DB Museum Halle/S.
Die Kohlenstaubbunkeranlage
In den Anfängen des Einsatzes von Kohlenstaubloks im Bw Arnstadt wurden die Loks aus Behälterwagen direkt mit Kohlenstaub versorgt. Aber mit zunehmender Anzahl an Staubloks wurde entschieden, eine Bunkeranlage zu errichten. Da in der Umgebung kein Lieferant für Kohlenstaub vorhanden war, wie in Halle oder Senftenberg, musste eine Bunkeranlage mit ausreichend Lagervolumen errichtet werden. In Hochzeiten wurde bis zu 20 Loks mit Kohlestaub-Brennstoff versorgt.
Im Jahre 1955 begann die Errichtung einer großen Bunkeranlage im Gleis 40 des Bw Arnstadt. Dabei wurde ein großes Stahlgerüst gebaut, wo die Lokomotiven darunter durchfahren konnten und darüber die 8 Behälter für den Kohlenstaub Platz fanden. Jeder Behälter konnte 32 Tonnen Kohlenstaub aufnehmen. Dazu wurde zur Seite zum Kohlebansen eine Mauer errichtet, um eventuellen Funkenflug in die Staubanlage, von den kohlegefeuerten Maschinen, zu unterbinden. 1961 wurde die Bunkeranlage fertiggestellt. Weiterhin wurde ein Kompressorhaus errichtet, in dem zwei große Luftverdichter ausreichend Luft für die Bunkeranlage erzeugten. Diese Luft war notwendig, da der Staubtransport ausschließlich mit Luft erfolgte. Nach Arnstadt wurde der Kohlenstaub mit den typischen Transportwagen. Auf dem Ablaufberg hinter dem Kompressorhaus wurde ein separates Gleis gelegt, um die Kohlenstaubwagen zum Entleeren abstellen zu können. Später wurde dieses Gleis zum Ablassen von Kesselwagen genutzt.
Die letzte Lok die in Arnstadt mit Kohlenstaub versorgt wurde, war die 44 9232. Nachdem die letzten Kohlenstaubloks abgestellt waren, war auch die Bunkeranlage überflüssig geworden und wurde zurückgebaut. Die demontierten Behälter dienten anderen Bahnbetriebswerke in der Rbd Erfurt, wie zum Beispiel dem Bw Erfurt, Bw Meiningen, Bw Gotha, Bw Eisenach, Bw Weißenfels als Sandbunker. Nachdem die Dampfloks nach Arnstadt zurückgekehrt sind, wurden viele Ideen entwickelt, die Reste der Bunkeranlage, welche mittlerweile unter Denkmalschutz stand, zu nutzen. Über Wiederaufbau bis hin zur Nutzung als Aussichtsplattform scheiterten alle Ideen an der Finanzierung. Mit der Zeit zeigte das Bauwerk Ermüdungserscheinung und es herrschte z.T. Einsturzgefahr, so dass das Gleis für den Betrieb gesperrt werden musste. Gemeinsam mit dem Denkmalamt entschloss man sich, den Denkmalstatus aufzuheben und die Reste endgültig abzureisen. Dies wurde im Frühjahr 2008 durchgeführt. Jetzt erinnert nur noch das alte Kompressorhaus an die imposante Kohlenstaubbunkeranlage.